Die EZB holt jetzt also die geldpolitsche Bazuka aus ihrem Arsenal und kauft Staatsanleihen für 60 Milliarden Euro pro Monat. Der Grund ist scheinbar eine zu niedrige Inflation im Euroraum. Ein „Problem“ das die Schweizer schon seit Jahren haben und offenbar in der Schweiz kein Problem ist. Ein echtes Problem sind die hohen Staatsschulden die durch die niedrige Inflation kaum an Wert verlieren. Anstatt die Regierungen zu motivieren ihre Haushalte in Ordnung, zu bringen werden diese auf Kosten der Bürger saniert in dem man den Euro entwertet.
Steigt aber die Inflation wirklich in dem man Geld in den Markt pumpt? In den Regel ja, in diesem speziellen Fall nicht. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Die Auflagen für die Kreditvergabe wurden extrem verschärft. Wenn selbst Ärzte keine Kredite mehr bekommen, dann wird schnell klar, dass es ein Problem gibt. Auf der einen Seite gibt es Firmen und Privatpersonen die Kredite brauchen, aber keine bekommen, weil sie die Auflagen nicht erfüllen. Auf der anderen Seite gibt es ein Personenkreis dem die Banken Kredite geben wollen, die aber keine Kredite wollen. Das wäre noch kein Problem wenn die Geldschöpfung nicht durch die Banken passieren würde. Und genau deshalb will die EZB Banken motivieren Kredite zu vergeben.
- Durch das billige Geld haben sich die Immobilienpreise in den letzten Jahren extrem erhöht. Dies führt dazu dass sich private Haushalte hoch verschulden müssen, wenn sie eine Immobilie kaufen und damit Geld für den Konsum entzogen wird. Die Investoren hingegen sind gewzungen höhere Mieten zu verlangen um eine akzeptable Rendite auf ihr eingesetztes Eigenkapital zu erwirtschaften. Damit wird den Mietern Geld entzogen. Für Wohnen und Energie wurden 2005 ca. 24% des Einkommens aufgewendet. Nach dem die Mieten im Schnitt von 5,57 Euro /m2 im Jahr 2007 auf 6,98 Euro/m2 im Jahr 2014 gestiegen sind – wir sprechen von 25% höheren Preisen liegt es nahe, dass auch der Anteil des frei verfügbarfen Einkommens gesunken ist. Derzeit werden ca. 30%-40% des verfügabern Einkommens für Wohnen ausgegeben – Tendenz steigend.
- Durch die Unfähigkeit der Regierungen zu sparen, wird die Bevölkerungen mit immer neuen Steuern und Abgaben belastet. Dieses Verhalten entzieht zusätzliches Geld für den Konsum.
- Die niedrigen Zinsen der EZB sollen auch den Anreiz zum Sparen nehmen und die Menschen dazu motivieren, dass sie ihr Geld lieber jetzt ausgeben. Dies betrifft allerdings nur die Bevölkerungsgruppe, die tatsächlich etwas hat und diese flüchten in Sachwerte, Immobilien und Aktien, wodurch die Preise zusätzlich angeheizt werden. Dies führt dazu dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgeht. Höhere Zinsen hingegen nehmen den Reiz das Geld in Immobilien anzulegen und führen zu niedrigeren Preisen auf den Immobilienmärkten und auch zu niedrigeren Mieten. Diese Maßnahme erhöht somit die Kaufkraft, erhöht aber die Kosten für die Staaten mit hoher Staatsverschuldung. Wenn der Durchschnittsbürger wieder in der Lage ist Geld zu sparen, dann erhöht sich auch die Kaufkraft.
- Und dann ist da natürlich noch das schlechte Image der Banken, das durch die vergebenen Schweizer Franken Kredite nicht gerade verbessert wurde und jetzt alleine in Österreich 150.000 Kreditnehmern teilweise vor existenzielle Probleme stellt.
Wer bisher geglaubt, dass die EZB „nur“ Geldpolitik betreibt wird in diesen Tagen eines besseren belehrt. Die EZB wurde von den Regierungen eingesetzt und verfolgt auch deren Ziele. Ein kleiner Test zeigt dies sehr deutlich. Haben sie schon jemals erlebt, dass ein Governeur der österreischischen Nationalbank eine andere Meinung als die Regierung vertritt (zB Hypo Alpe Adria)? Inflation ist die Hauptmethode wie man die Staatsschulden zurückzahlt. Dies geschieht auf Kosten der Bürger. Das zusätzliche Geld wird nicht die Inflation anheizen, sondern die Preise für sichere Häfen wie Immobilien erhöhen.
Die EZB hätte auch jedem Bürger einen Kreditrahmen von 100.000 Euro für 0% Zinsen auf 20 Jahre einräumen können. Leichter ist es natürlich den Staatshaushalten das Geld einfach so zu schenken. Was hat der Bürger davon? Wahrscheinlich nichts.